Mittwoch, 29. April 2009

Dieser Mann verfolgt mich - zwitschernd

Ich werde verfolgt. "You have 6 Followers", steht auf meinem Twitter-Profil. "Kein Grund zur Sorge", höre ich euch sagen. "Das ist nun mal das Twitter-Prinzip. Und sechs Leute sind ja extrem wenig." Aber ich bin verstört: Denn ganz oben auf der Liste findet sich neuerdings Thorsten Schäfer-Gümbel - mit dem Zusatz "Der Echte". Nickname: tsghessenspd. Und ich frage mich, wieso er sich ausgerechnet für mich interessiert. Sind wir jetzt gute Bekannte? Oder sogar Freunde? Immerhin weiß er, dass vorgestern meine Pizza-Verabredung geplatzt ist. Und ich weiß von seiner laut Twitter ziemlich ausgeprägten Vorliebe für kleine Biere. Gruselig.

Nach erstem Zögern verfolge ich den Thorsten jetzt nämlich auch - so wie 1894 andere. Er selbst beobachtet das Leben von 2067 Leuten. Und verweist verräterisch oft auf die Titanic-Homepage. Neben tsghessenspd gibt es übrigens noch einen zweiten TSG bei Twitter - mit dem Zusatz "Das Original". Schwierig, schwierig. Wer soll da noch mitkommen? Es zwitschern auch zwei Dave Grohls und sogar vier Sascha Lobos. Lauter virtuelle Mogelpackungen.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste politische Skandal durch das wilde Gezwitscher im Netz ausgelöst wird. Am 8. März schrieb tsghessenspd: "Heute Internationaler Frauentag, nicht immer nur reden, Männer, handeln: Befördere Sekretärin zur Ober-Sekr. (mehr Arbeit gleiches Gehalt)". Das dürfte mancher SPD-Frau reichen, um einen Rücktritt von allen Parteiämtern zu fordern. Mal sehen, wie der „echte“ TSG aus der Nummer wieder rauskommt. Ich rufe gleich mal Andrea Ypsilanti an. Oder schaue nach, ob ich sie bei Twitter finde. Mit Glück ja sogar zwei Mal.

Montag, 27. April 2009

Salat am Rad

Mein Fahrrad wurde missbraucht. Als ich heute morgen vor die Tür trat, lagen im Korb die Reste eines ausschweifenden Mahls: Eine Plastikbox mit Fettaugen und Zwiebeln am Boden, daneben ölige Servietten. Einige Karotten-Flusen und Krautsalat-Fasern schlängeln sich elegant durch das Gitternetz. Mittendrin - sich gleichsam in Harmonie zugewandt - zwei weiße Plastikgabeln. Ein fast rührendes, romantisches Bild - wenn der ganze matschige Müll nicht ausgerechnet in meinem Fahrradkorb läge.

Seit sechs Jahren radele ich mehr oder weniger todesmutig durch Münster. Immer mit Korb. Ich habe schon einiges gefunden und entsorgt: Flyer. Noch mehr Flyer. Leere Bierflaschen. WM-Hawai-Ketten. Halbvolle Sektflaschen. Einen Handschuh. Gebrauchte Taschentücher. Aber doch keine halbverwesten Frühlingsrollen vom China-Mann gegenüber!

Mein Rad hat das einfach nicht verdient. Okay, ab und zu fallen verrostete Teile ab (Lampen, Klingel, Kettenschutz...). Aber einer der drei Gänge funktioniert meistens ganz gut. Und die Schutzbleche klappern sehr charakterstark, vor allem über Kopfsteinpflaster.

Sonntag, 26. April 2009

Die Zeitmaschine der Ramones


"Wir tanzen heute zu allem", lautet die Parole. Immerhin wollten wir ursprünglich nur ein Bier trinken, daraus wurden irgendwie mehr, und am Ende stehen wir doch wieder auf einer Tanzfläche. Ich übrigens im Rollkragen - weil wir dieses Mal wirklich fest entschlossen waren, um zwölf nach Hause zu fahren. Naja. "Hey! Ho! Let's Go", dröhnt es uns entgegen. An Tanzen ist allerdings nicht zu denken, denn ein Gespräch nebenan fesselt meine Aufmerksamkeit.

"Krass. Das ist von den Toten Hosen geklaut", brüllt der Typ mit dem blonden Surfer-Schopf - wahrscheinlich Abi-Jahrgang 2010, vielleicht auch 2011 - besserwisserisch seiner blonden Freundin zu. Die ist beeindruckt angesichts dieses umfassenden Populärmusik-Wissens. "Glaub dem kein Wort", würde ich ihr am liebsten zurufen, während er weiter blubbert. "Der Angeber lügt!" Ich spare mir, den jungen Mann darauf hinzuweisen, dass es wohl doch eher umgekehrt war: Die Toten Hosen covern The Ramones. Manchen Menschen muss man ihre Illusionen lassen. Und vielleicht hatten die Ramones ja auch im Jahr 1976 eine Zeitmaschine, sind mal eben in die Zukunft und nach Düsseldorf gereist, haben die Toten Hosen auf der Bühne gesehen - und dachten: "Geiler Song! Blitzkrieg Bop!" Vielleicht aber auch nicht. Allein die Vorstellung, dass irgendjemand ausgerechnet die Toten Hosen covern wollen könnte, ist irgendwie anstößig. Aber wer weiß? Möglicherweise steht uns genau das bevor und das nächste DSDS-Sternchen grölt bald "Hier kommt Alex". Und irgendwo ruft ein selbsternannter Musikexperte, der ein Mädchen beieindrucken will: "Krass, die Toten Hosen haben bei Annemarie Eilfeld geklaut!"

Samstag, 25. April 2009

Wer das hier liest, ist doof - oder schlau

Willkommen bei Barbaras Bambule!

Der Sinn des Lebens besteht darin, Anekdoten zu sammeln.

Denn wer ordentlich was erlebt und die Geschichten aufbewahrt, hat (früher oder später) viel zu erzählen. Wer viel zu erzählen hat, ist im besten Fall interessant. Wer interessant ist, hat wahrscheinlich Freunde. Wer Freunde hat, ist glücklich. Wer glücklich ist, braucht keine Sinnsuche. Logisch, oder?

Um diese pseudowissenschaftliche Arbeitshypothese zu stützen, werde ich hier zur Sammlerin. Und egal, ob die Realität um mich herum nun die Bambule tanzt oder randaliert - ich schreib's ab sofort auf, versprochen.

Schicke Kleidchen tragen, Cosmopolitan trinken und mit Freundinnen über die wirklich wichtigen Dinge reden kann nur Carry Bradshaw in New York? Alle interessanten Leute wohnen in Berlin? Die Provinz stinkt nach Kuh? Schnickschnack. Folgt mir dorthin, wo das Leben brennt: Münster in Westfalen!